Ensemble ECHTZEIT



 

Unter dem Namen Ensemble Echtzeit formierte sich eine Gruppe von  improvisierenden MusikerInnen in NRW, die seit 1995 eine kontinuierliche  musikalische Arbeit verbindet. Sie bildet ein Zusammentreffen zehn  engagierter MusikerInnen und Musiker, die repräsentativ für eine lebendige  NRW-Musikszene sind. Die Zusammensetzung des Ensembles bietet ein  breites Spektrum instrumentaler Farben, die gleichermassen akustische und  elektronische Klangerzeugung integriert. 

NRW weist seit den sechziger Jahren eine eigenständige Improvisations-Kultur auf, und hat mit beispielsweise den Zentren Wuppertal und Köln - neben London, Amsterdam, Berlin, New York -  kontinuierlich stilistische Akzente gesetzt. Auf diese Tradition beruft sich das Ensemble und will diese Entwicklung als eigenständiger Klangkörper weitertreiben

Im Ensemble Echtzeit treffen sich auf gleichberechtigter Basis zehn  Musikerinnen und Musiker unterschiedlicher musikalischer Herkunft und  Generation. Sie vertreten eine musikalische Position, die von der Einheit von  Komponist, Instrumentalist und Interpret ausgeht, und einen spezifischen  Ansatz der Musikerzeugung verfolgt: interaktive Komposition in Echtzeit. 

 Die Musik des Ensembles ist das Ergebnis immer neuer Begegnungsprozesse,  die letztlich stets offen und unabsehbar sind.
 Die Zuhörer werden Zeugen einmalig entstehender Klangwerke und haben teil  an der Unmittelbarkeit ihrer Erzeugung.

Ziel des Ensembles ist es, eine stilistische Klarheit zu entfalten, bestehende  musikalische Standpunkte weiter auszuformulieren und den spontanen  Umgang mit dem kompositorischen Material auszudifferenzieren, um einen  eigenen, neuen künstlerischen Ausdruck zu finden. Dies in der Absicht, eine für die improvisierte Musik richtungsweisende musikalische Kraft zu sein.
 
 

Die Mitglieder sind:

Gunda Gottschalk - Violine, Marc Charig - Trompete, Stefan Keune - Saxophon, Philippe Micol - Klarinetten, Melvyn Poore - Tuba, Erhard Hirt - Gitarre, Ute Völker - Akkordeon, Thomas Lehn - Synthesizer, Hans Schneider - Kontrabass, Paul Lytton - Schlagzeug

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Presse:

Surrende Insekten, heulende Schakale, eine Herde aufgeregter Elefanten aha, Dschungelnacht, nein, jetzt klingt es eher wie eine Hauptverkehrsstraße in Bangkok, vielstimmiges Hupen, Klingeln, Dröhnen, dazwischen kichernde Mädchen und quietschende Türangeln. Instrumente unter sich, eine vielstimmige Unterhaltung, die beim Zuhören ein Bild nach dem anderen auftauchen läßt, so könnte man vielleicht die Musik des ”Ensemble Echtzeit” beschreiben. Zehn MusikerInnen aus NRW spielen unter diesem Titel zusammen, Akustik von Tuba bis Akkordeon, Elektronik an Gitarre und analogem Synthesizer. 
”Improvisierte Musik verstehen wir als kollektive Musik”, so Erhard Hirt, Gitarrist und in Münster als Leiter von cuba-cultur bekannt, ”denn das Unvorhersehbare pasiert nur in der Gruppe.” Allen ist ein unkonventioneller Umgang mit dem Instrument eigen, der Baß wird in hohe Geigentöne geschraubt, die Gitarre so gezupft, dass sie wie eine helle Trommel klingt, oft ist nicht mehr hörbar, ob der Klang rein akustisch oder elektronisch erzeugt wird. Die Stimmführung ähnelt einem europäischen klassischen Ensemble, doch Geräusche und Einzeltöne dominieren den Sound, eine harmoniegebundene Struktur gibt es nicht, die gewohnten Elemente - ein durchgängiger Rhythmus, eine Melodie- fehlen. 
Einige Mitglieder von Echtzeit haben eine klassische Ausbildung, andere sind Impromusiker, Autodidakten und Instrumentenerfinder. Seit drei Jahren probt die generationsübergreifende Formation. ”Eine Art Klausur, um an unserem Gruppensound zu feilen.” sagt Hirt. Hier steckt ein feiner Widerspruch: Der Anspruch, Augenblicks-Kompositionen zu erfinden, steht gegen den Willen, einen wiedererkennbaren Ensemble-Stil herauszubilden. 

Improvisation, zu Bachs Zeit eine vielgepflegte Kunst, in der heutigen konventionellen westlichen Musik dagegen immer noch ein Stiefkind, hier der zentrale Ansatz beim Musizieren. Es geht darum, während des Spiels gemeinsam zu komponieren, sich auf ein immer neues Klangwerk einzulassen. Das gilt natürlich auch fürs Publikum, das vorher nicht weiß, was hinterher an Musik rauskommt und gerade deshalb viel ”Zeit zum Hören” mitbringen sollte.

aus: "Nix vom Blatt" von Anna Reckmann, TAZ /Münster, 8.6.2000


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